Angeregt von einem Artikel von storchs Blog möchte ich hier mal auch einige Gedanken loswerden. Ich bin ja in der evangelischen sächsischen Landeskirche groß geworden. Und dort hatte ich das Privileg eine Junge Gemeinde zu leiten. Und wie es das Recht der Jugend ist, wollten wir alles besser machen. Die Gemeinde war uns nicht geistlich genug und so. und so machten wir unsere eigenen Erfahrungen, bis dazu daß wir mal am Samstag 13 Stunden mit dem Wochenendticket nach Lüdenscheid gefahren sind, dort nen 5 Stunden Gottesdienst besucht haben, und am Sonntag wieder 13 Stunden zurückgefahren sind. Alles in allem waren das zwar wertvolle Erfahrungen, die ich nicht missen möchte und die mein geistliches Leben bis heute prägen, aber ich bin Gott extrem dankbar das er in den Kirchenvorstand meiner damaligen Gemeinde einige weise alte Leute gesetzt hat, die unser ungestümes und zum Teil intolerantes Verhalten in Liebe getragen haben. Sie erkannten, daß unsere Absichten geprägt waren, Gott zu dienen, unser Herz bzw. Verstand aber noch nicht die Erfahrung hatten richtig damit umzugehen.

Ich denke das Kennzeichen von Spaltung ist immer ein Mangel an Liebe und ein Übermaß an Stolz. Wenn ich diese Dinge in mir abschaffe, so glaube ich wird es nicht zu Spaltungen komme, da der andere über kurz oder lang das Handeln Gottes in meinem Handeln erkennen wird. Leider ist dies in der Theorie sehr einfach gesagt und im Gemeindealltag benötigt man dafür sehr viel Weisheit in den konkreten Situationen. Oft kommt Verbitterung mit in Spiel, wenn Meinungen nicht ernstgenommen werden bzw. wenn es keinen wirklichen Dialog gibt. So etwas zu ertragen erfordert sehr viel Demut.

Leider gibt Storchs Ansatz mit Fokus auf Nichtchristen keine wirkliche Antwort auf die Fragen. Ja ich bin auch der Meinung , daß die primäre Aufgabe des Leibes Christi ist sich um die Verlorenen zu kümmern. Und es ist auch keine Frage, daß ich andersdenkenden Christen mit unbedingten Wohlwollen entgegenkomme. Aber die eigentliche Frage hinter jeder Spaltung ist doch: Wie soll ich damit umgehen, wenn ich in meiner Gemeinde oder Kirche nicht meinen Glauben so leben kann wie ich will oder wie mein Verständnis ist? Ich meine heutzutage hat man es leicht, man geht einfach dort hin wo es einem gefällt. (Und diese Gemeinden sind auch meistens über kurz oder lang durch Spaltung entstanden.) Die Anderen kann ich dann stehen lassen solang sie mich nicht angreifen, ich hab ja kaum was mit ihnen zu tun. Und genau da ist der Knackpunkt: Spaltung ist immer der Versuch in einer Gemeinschaft von Ähnlichdenkender zu leben und mit Andersdenkenden wenig bis nichts zu tun zu haben. Und genau da kommt die Liebe ins Spiel. Sie ist die einzige Kraft welche den Leib Gottes auf Dauer zusammenhalten bzw. vereinigen kann, denn aus Liebe heraus wächst Toleranz und Akzeptanz.

Diese Liebe hindert mich aber nicht daran zu Streitthemen eine Meinung zu haben. Ich darf trotzdem für oder gegen die Auslebung von Geistesgaben sein, ich darf trotzdem die Volxbibel befürworten oder ablehnen. Nur, die Liebe hält mich davon ab meine Meinung dem anderen aufzuzwingen. Sie befähigt mich die Meinung meines Gegenübers stehenzulassen, auch wenn ich sie absolut nicht vertreten kann. Sie ermöglicht es in einer Gemeinde sowohl Heavy Metal als auch Liturgische Gottesdienste abzuhalten. Es müssen ja nicht zu beiden Gottesdiensten die gleichen Leute kommen.

Wer sich trennt obwohl Versöhnung möglich gewesen wäre, trägt den Samen der Spaltung mit sich. Wer versöhnt ist wahrlich Gottes Kind, denn “Selig sind die die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.”